Seit 30 Jahren unterstützt die Gesellschaft der Freunde des Deutschen Herzzentrums Berlin e.V. das Deutsche Herzzentrum Berlin (DHZB). Es werden Spenden gesammelt für die Behandlung notleidender Kinder aus dem Ausland und für den Erwerb lebenserhaltender medizinischer Geräte. Außerdem hilft der Verein dabei, medizinische Studien und Projekte rund um das Thema Herz zu finanzieren sowie die Akademie für Kardiotechnik. Berliner Leben sprach mit Ulla Kock am Brink. Die Fernsehmoderatorin ist Botschafterin des Vereins Herzfreunde.
Warum braucht ein etablierter Medizinbetrieb wie das Deutsche Herzzentrum private Unterstützer?
Das Deutsche Herzzentrum Berlin ist eine Klinik mit Weltruf, aber auch mit begrenztem Budget. 1988, zwei Jahre nach Gründung des Deutschen Herzzentrums, wurde unser Förderverein ins Leben gerufen. Die Idee war, aus der Mitte der Gesellschaft Gelder zu sammeln, um damit Forschungsprojekte oder die Anschaffung von technischen Geräten zu finanzieren, für die das Herzzentrum weder als Krankenhaus noch als akademische Institution Mittel übrig hatte.
Wie viele Mitstreiter haben Sie?
Gestartet sind wir mit sechs Mitgliedern. Inzwischen haben wir fast 700 Mitglieder und sind einer der größten Vereine Berlins. In den drei Jahrzehnten seit unserer Gründung haben wir mehr als zwei Millionen Euro an Spendengeldern gesammelt und mehr als 80 Projekte am DHZB finanziert. Wir haben zum Beispiel eine Endoskop-Kamera erworben, die es ermöglicht, Herzoperationen an Kindern sanfter und schonender durchzuführen. Normalerweise wird bei einer Herz-OP der Brustkorb geöffnet. Durch den Einsatz dieser Kamera ist ein solcher Schnitt nicht mehr nötig. Kamera und OP-Geräte werden jetzt durch die Achselhöhle eingeführt. Stigmatisierende Narben auf dem Brustkorb des Kindes werden dadurch verhindert. Wir übernehmen auch die Kosten für Herzoperationen von schwerkranken Kindern aus dem Ausland, deren Eltern für die Behandlung nicht aufkommen können. Die Fallkosten liegen dabei zwischen 20 000 und 50 000 Euro. Bislang konnten wir 12 Kindern das Leben retten.
Warum sind Sie „Herzfreundin“ und was genau sind Ihre Aufgaben als Botschafterin?
Ich weiß aus eigener Erfahrung, wie wichtig die intensive Auseinandersetzung mit dem Thema Herzgesundheit und die Forschung hierzu ist. Mein Vater erlitt mit 58 Jahren einen Herzinfarkt und war fünf Jahre lang pflegebedürftig. Sein Schicksal hat mich sehr berührt. Als mir angetragen worden ist, für die Herzfreunde als Botschafterin tätig zu werden, habe ich sofort zugesagt. Seitdem trage ich die Botschaft der Herzfreunde in die Welt. Ich spreche mit jedem über unsere Gesellschaft, moderiere unsere Veranstaltungen und sammle Spenden.
Wie schwierig ist es, Spendengelder zu sammeln?
Ich werde sehr oft als Gast für Quizsendungen im Fernsehen angefragt. Den Erlös spende ich den Herzfreunden. Da ich ein breites Allgemeinwissen habe, sind meine Gewinnchancen ziemlich gut. Ich war zu Gast in Sendungen wie Wer wird Millionär, Wer weiß denn sowas? oder Quizduell und habe rund 150 000 Euro für die Herzfreunde erspielt.
Ihr Verein unterstützt eine Akademie für Kardiotechnik. Fördern Sie damit Ausbildungsplätze für Nachwuchskräfte?
Die Idee zur Gründung einer Akademie für Kardiotechnik kam dem damaligen Chef des DHZB, Prof. Roland Hetzer, im Operationssaal. Er stellte fest, dass die Herz-Lungen-Maschinen technisch immer anspruchsvoller wurden. Eine Ausbildung zum Kardiotechniker wurde 1988 von den Krankenkassen aber nicht finanziert. So wurde innerhalb kürzester Zeit am Deutschen Herzzentrum Berlin ein neues Berufsbild geschaffen und mit finanzieller Unterstützung der Herzfreunde die Akademie für Kardiotechnik gegründet. Mittlerweile sind mehr als die Hälfte aller in Deutschland tätigen Kardiotechniker Absolventen unserer Akademie.
Es ist mittlerweile bekannt, dass ein gesunder Lebensstil auch wesentlich zur Herzgesundheit beiträgt. Arbeiten Sie als Verein auch präventiv angesichts der zunehmenden Herz-Kreislauf-Erkrankungen?
Prävention ist auch für uns ein Thema. In unserer Veranstaltungsreihe „Herztage“ haben namhafte Mediziner vom Deutschen Herzzentrum Berlin in öffentlich zugänglichen Veranstaltungen rund ums Thema Herz gesprochen. Die Vorträge zum Thema Herz und Sport oder auch Frauen und Herzgesundheit waren sehr gut besucht.
Wie halten Sie sich selbst fit?
Ich habe gerade eine Woche Fastenwandern auf Sylt hinter mir. Wasser, Gemüsebrühe und täglich 15 bis 18 Kilometer wandern haben mir gut getan. In Berlin versuche ich so viel Bewegung wie möglich in den Alltag einzubauen. Ich fahre sehr viel mit dem Fahrrad. Ich bin kein Typ fürs Fitnessstudio. Mein Motto lautet: gemäßigte, altersgerechte Bewegung und gesunde Ernährung. Ich liebe es mit frischen Zutaten zu kochen. So weiß ich, was wirklich im Pott ist und was ich zu mir nehme.
Was wünschen Sie sich anlässlich des 30-jährigen Bestehens der Herzfreunde für die Zukunft?
Ich wünsche mir viele neue Mitglieder in unserer Freundesgesellschaft. Mit 30 Euro pro Jahr Mitgliedsbeitrag kann man bereits eine Menge Gutes tun. Wer möchte, kann natürlich noch mehr spenden. Ich würde mich auch über weitere Botschafter freuen, die sich in der Öffentlichkeit an meiner Seite für unseren Verein und unsere Botschaften stark machen. Gemeinsam können wir noch mehr erreichen.
Wie feiern Sie den Geburtstag?
Am 20. November 2018 feiern wir unsere Benefiz-Gala „Berlin mit Herz“ im Palazzo-Spiegelzelt. Schirmherr der Gala ist Bundesgesundheitsminister Jens Spahn. Ich werde die Show moderieren und freue mich auf eine tolle Show mit großartigen Musikern, Artisten und Sängern. Künstler der Deutschen Oper, dem Varieté Wintergarten, dem Chamäleon, der Bar jeder Vernunft, dem Tipi am Kanzleramt und der Kabarettist Chin Meyer werden zugunsten der Herzfreunde auftreten. Hans-Peter Wodarz unterstützt uns, Sternekoch Kolja Kleeberg kocht das Menü.
Danke für das Gespräch.
Ina Hegenberger