In Berlin schmeckt’s

Vom Eckimbiss bis zum gestärkten weißen Tischtuch – in Berlin kann man es sich an immer neuen Orten schmecken lassen. In Zeiten, wo gastronomisch kein normales Leben möglich ist, geben sich engagierte Gastronomen dennoch alle Mühe, die Gäste mit Köstlichkeiten aufzumuntern, die sie unterwegs genießen oder sogar zu sich nach Hause liefern lassen können. Unsere Autorin Susann Sitzler stellt einige vor.

 

Pfannkuchen mit Pfeil

Das Problem mit Pfannkuchen ist nicht, dass sie überall außerhalb dieser Stadt „Berliner“ genannt werden. Das Problem mit einem ordentlich gefüllten Pfannkuchen ist, dass man sich übel bekleckern kann, wenn man an der falschen Stelle reinbeißt. Dieses Problem hat Britta Sarnes ein für allemal gelöst: Alle Pfannkuchen, die es in ihrer bezaubernden Bäckerei „Sugarclan“ in Friedrichshain gibt, haben einen mit Zuckerguss aufgespritzten Pfeil, der auf die Öffnung weist, aus der die Füllung herausquellen kann. Das sieht nicht nur bezaubernd aus. Es verhilft auch dazu, dass kein Gramm der Köstlichkeit verlorengeht. Seit knapp zwei Jahren produziert Sarnes mit ihrem Team die optisch wie geschmacklich umwerfenden Pfannkuchen in immer wieder wechselnden Geschmacksrichtungen wie Milchreis mit roter Grütze, „Karamello“ mit selbstgemachtem Salzkaramellpopcorn oder neuerdings Crème Brulée oder Quinoa mit Rose. Alles in Manufakturqualität und mit regionalen Zutaten hergestellt. Solange der dazugehörige Cafébetrieb pausiert, kann man die Prachtstücke vor Ort abholen oder sie in größeren Gebinden als Catering liefern lassen. Und nein, ein paar Kisten voller Pfannkuchen sind in diesen Zeiten nicht zu viel für einen Haushalt ohne Gäste. Wer nämlich erst einmal eine dieser Glücksbomben probiert hat, möchte sowieso für Stunden, Tage oder den Rest des Frühlings nichts anderes mehr essen. 

Sugarclan, Grünberger Straße 85, Friedrichshain
Tel. 030/275 977 99, www.sugarclan.de
geöffnet für Abholung Di – Fr: 12 – 19 Uhr
Sa/So: 11 – 19 Uhr, Catering auf Anfrage
Pfannkuchen ab 4 Euro, Viererbox: 12,95 Euro
Vegane Varianten: nein, behindertengerecht: nein

 

 


Klassiker türkischer Küche frisch zubereitet und appetitlich in kleine Gläschen verpackt gibt es auch online [Foto: Osmans Töchter]

 

Osmanischer Geist im Glas

Vor knapp zehn Jahren machten sich die beiden türkischstämmigen Berlinerinnen Arzu Bulut und Lale Yanik daran, ihren Mitmenschen zu zeigen, was die türkische Küche außer Döner und Lahmacun noch draufhat. Als sie 2012 an der Pappelallee in Prenzlauer Berg ihr Lokal „Osmans Töchter“ eröffneten, wurden vor allem die Mezze, die zum Teilen einladenden kalten und warmen, bunten und geschmacksintensiven Vorspeisen, rasch zum Geheimtipp. Vor knapp zwei Jahren folgte eine Dépendance in Charlottenburg. Nun ist noch ein Online-Handel dazu gekommen, bei dem man die Klassiker der Töchter frisch zubereitet und appetitlich in kleine Gläschen verpackt bestellen kann: etwa die sanftherb geräucherte Auberginencrème mit Tahin, die türkische Variante des Fischsalates Ceviche oder auch Besonderheiten wie eine Paste aus vier verschiedenen Sorten türkischem Käse. Alles ebenso wie die Speisen im Restaurant von leidenschaftlich kochenden türkischen Hausfrauen auf Bestellung aus hochwertigen Zutaten hergestellt. Es werden auch Kompositionen aus sechs bzw. sieben Gerichten als Brunchpaket oder ganze Mahlzeit angeboten. Beide sind so reichhaltig, dass mit ein bisschen Fladenbrot dazu zwei bis drei Leute davon satt werden können. Und gleichzeitig so frisch, dass ein solches Paket auch eine Person alleine glücklich machen kann – sie lassen sich nämlich gekühlt bis zu vier Tagen aufbewahren.

Osmans Töchter, Lychener Straße 14, Prenzlauer Berg (nur Abholung)
Tel. 030/93 67 10 80, osmanstoechter-onlineshop.de
Abholung Mo – Fr: 9 – 18 Uhr (nach Voranmeldung)
Hauslieferung innerhalb Berlins immer donnerstags
zwischen 17 und 22 Uhr, Lieferkosten: 4,90 Euro
Vegetarische Speisen: ja, vegane Speisen: ja, behindertengerecht: ja

 

 


Beim „Mädchen ohne Abitur“ gibt es eine gute Geschichte, auserwählte Speisen – derzeit nur außer Haus – und einen Hauch von Filmwelt [Foto: maedchenohneabitur.de]

 

Die Legende von Susi

Die Geschichte ist gut, aber natürlich stimmt sie nicht: In den 1950er- Jahren eröffnete eine in der Adenauerzeit durch skandalumwobene Auftritte in dubiosen Filmen unter dem Namen Rosita di Capri bekannt gewordene westfälische Schauspielerin in Kreuzberg ein Lokal, das die Halbwelt ebenso lockte wie die Haute Volée. Nach ihrem überraschenden Tod vermachte sie den Laden ihrer Bardame Susi, die ihn weiterführte und dabei auch „gefallenen Mädchen“ ein Auskommen in der Gastronomie bieten wollte. Der neue Name: „Mädchen ohne Abitur“ war dabei Programm. Dann verschwand Susi spurlos und tritt seither nur noch telefonisch mit ihrem Personal in Kontakt. Doch das Lokal mit seinen rotgestrichenen Wänden, den flirrenden Lüstern und den Porträtbildern im Stil der Fünfziger- und Sechzigerjahre atmet bis heute den Geist seiner Patronin. Aber auch die Wahrheit hört sich nicht so schlecht an: 2007 eröffnete Michael Foertsch, ursprünglich im Film-Catering beheimatet, mit seinem Partner Mido Jasper ein Lokal rund um diese frei erfundene Legende. Den Namen entliehen sie einem Bravo-Roman. Sie setzen auf professionellen Service, hochwertige wie bodenständige Speisen und Originalität. So wurde nicht nur Susi zur Legende, sondern auch Gerichte wie „L’Amore Grande di Giacomo“, Spaghetti Bolo, die auch vegan erhältlich sind, das modern interpretierte Hühnerfrikassee mit Schwarzwurzeln und vor allem natürlich das als „White Trash“ bezeichnete Dessert aus gebackener weißer Schokolade und Pekannüssen. Die Klassiker gibt es auch zum Mitnehmen.

Mädchen ohne Abitur, Körtestraße 5, Kreuzberg
Tel. 030/30 61 62 58 60, www.maedchenohneabitur.de
Öffnungszeiten zur Abholung (auf Bestellung): Mo – Do, 17 – 20.30 Uhr
Vegetarische Speisen: ja, vegane Speisen: ja
behindertengerecht: nein

 

12 - Frühjahr 2021