FUSSBALL
Die Sportart genießt seit dem Sommer in der Hauptstadt einen ganz neuen Stellenwert, seit neben Hertha BSC auch der 1. FC Union als zweite Mannschaft in der höchsten Spielklasse Fuß gefasst hat. Daher war die Spannung vor dem allerersten Stadt-Duell in der Bundesliga mit Händen zu greifen und medial das beherrschende Thema.
Zum Spieltag am ersten November-Wochenende allerdings sicherten sich vermummte Chaoten die Schlagzeilen der nächsten Tage. Bei Feuerwerkskörpern auf Spieler, Betreuer und Zuschauer, Rauchbomben im Stadion und Handgreiflichkeiten auf den Rängen musste die Partie nach der Halbzeit sogar kurzzeitig unterbrochen werden und die Profis wurden in die Kabinen geschickt. Großen Anteil an der Rettung der Situation hatte nach Fortsetzung Union-Torwart Rafal Gikiewicz. Der Pole stellte sich den über die Absperrung gekletterten Randalierern beherzt entgegen und wies sie mit lauten Worten und energischen Gesten vom Spielfeld zurück. Der 1:0-Sieg des gastgebenden 1. FC Union rückte bei diesen Ereignissen in den Hintergrund. Er war allerdings Basis dafür, dass die „Eisernen“ aus Köpenick mit einem folgenden 3:0 in Mainz und der gleichzeitigen 2:4-Heimpleite von Hertha BSC am folgenden Spieltag den etablierten Ortsrivalen in der Tabelle überflügelten und als Neuling wichtigen Zwischenraum zu den Abstiegsplätzen schaffen konnten.
HANDBALL
Die bedeutendste Entscheidung bei den Füchsen Berlin ist bereits mitten in der ersten Halbserie der Handball-Bundesliga gefallen. Der auslaufende Vertrag des 63-jährigen Velimir Petkovic wird nach der Saison nicht wie erwartet verlängert. Als neuer Trainer soll der noch 25 Jahre alte gebürtige Berliner Jaron Siewert aus dem Dauer-Verfolger des Spitzentrios einen Meisterschaftsanwärter machen. Das Risiko ist groß, denn die meisten Profis sind dann älter als der Trainer. Doch Manager Bob Hanning geht das Risiko mit seinem einstigen Lieblingsschüler ein. Dafür ist nicht nur das mäßige Abschneiden der Vorsaison verantwortlich, als sich die Berliner nur durch Glück den Sprung ins internationale Geschehen sicherten. Zu Beginn dieser Spielzeit verloren die Füchse durch peinliche Niederlagen daheim gegen Minden und in Balingen entscheidenden Boden auf ihre hoch gesteckten Ziele.
EISHOCKEY
Der Start der Eisbären Berlin in die Saison der Deutschen Eishockey-Liga war einer der schlechtesten der Geschichte. Kurzzeitig verunzierte der siebenmalige Deutsche und 15-malige DDR-Meister sogar das Ende der Tabelle. Der Posten des kanadischen Trainers Serge Aubin schien unmittelbar vor einer Neubesetzung zu stehen. Dann fing sich die Mannschaft um Kapitän André Rankel jedoch und reihte sich erwartungsgemäß ein in den Kampf um die direkte Qualifikation für die Playoffs. Die Fans jedenfalls sind überzeugt, dass ihre „Dynamos“ – in Anlehnung an die Vergangenheit ist das immer noch der Schlachtruf auf den Rängen – sogar um den Titel mitspielen. Selbst in den 26 Vorrundenpartien sind die mehr als 14 000 Karten für die Halle am Ostbahnhof oft vergriffen.
BASKETBALL
In dieser Saison soll es endlich wieder klappen für Alba Berlin. „Wir haben jetzt den perfekten Trainer“, ist Manager Marco Baldi vom Spanier Aito Garcia Reneses überzeugt. Der Madrilene will den einstigen Serienmeister endlich wieder auf den nationalen Thron führen, auf dem die „Albatrosse“ zwischen 1997 und 2003 ununterbrochen, aber seit 2008 nicht mehr Platz nehmen durften. Das erste Gipfeltreffen der Basketball-Bundesliga mit dem neuen Krösus Bayern München ging an der Isar zwar verloren, mit 80:84 Anfang November aber durchaus in solchem Rahmen, der große Hoffnung für das Rückspiel und vor allem für das geplante Treffen in den Playoffs macht. Allerdings: Dem nationalen Anspruch kann die internationale Größe der Berliner nicht standhalten. In der Euroleague mit den 17 finanzstarken Clubs des Kontinents kämpft Alba gegen das Tragen der Roten Laterne.
VOLLEYBALL
Die Recycling Volleys sind nicht nur die erfolgreichste Berliner Profimannschaft der vergangenen Jahre, sondern auch die Nummer 1 landesweit. Vor einem Jahr landete Manager Kaweh Niroomand einen Coup, indem er in einer Blitzaktion den erfahrenen Russen Sergej Grankin in die Hauptstadt lotste. Der Zuspieler schlug so gut im Team ein, dass dessen Vertrag im Sommer sofort verlängert wurde. Nun strebt die Mannschaft des französischen Trainers Cedric Enard den fünften Meistertitel hintereinander an und zeigt mit einem perfekten Start in die Vorrunde mit acht Siegen hintereinander den Rivalen sofort die Hacken. Auf dem Weg zum ersten Doppel – Meisterschaft und Pokalgewinn – gab es fast schon traditionell im Achtelfinale das Aufeinandertreffen mit dem Berlin-Brandenburg-Rivalen Netzhoppers KW/Bestensee. Dem Außenseiter ließen die Berliner beim klaren 3:0-Erfolg erneut keine Chance.
Hans-Christian Moritz