Wie ein Bauherr in Treptow einen Container-Kiez für Studenten schafft.
Die BWL-Studentin Antonia Hammermann wohnt seit März in einem alten, rostigen Schiffscontainer. Sie hat ein Fenster, aus dem sie schauen kann, eine Dusche, Küche, einen Schreibtisch und ein Bett. Ins Internet geht sie mit 32 000 Bit pro Sekunde, und Nachbarn, zu denen sie gehen kann, wenn ihr die Decke auf den Kopf fällt, hat sie auch. Sie wohnen, unter gleichen Bedingungen, nebenan.
In der Treptower Eichbusch-allee 51 entsteht ein ganzes Containerdorf. Studenten beziehen 311 möblierte Wohnungen, die Investor Jörg Duske aus 412 ausgedienten Schiffscontainern macht. In Amsterdam auf die Idee gekommen, setzt er sie in Berlin in die Wirklichkeit um. Hier lebten 2012 rund 160 000 Studenten, für die die Wohnungssuche wegen knappem Wohnraum und steigenden Mieten immer schwieriger wird. Auch in den Studentenwohnheimen sind die Kapazitäten mit maximal 9 500 Wohnungen begrenzt.
Im Februar gab es im Containerdorf einen Tag der offenen Tür. 20 Container sind schon gebaut. Die übereinander gestapelten Module wecken reges Interesse in der Eichbuschallee. So kamen besonders viele Senioren aus der Nachbarschaft und sahen sich in den vier Wänden von Antonia Hammermann um. 26 Quadratmeter stehen ihr zur Verfügung in ihrem „Single“-Modul, aber es gibt auch „Double“- und „Triple“-Versionen, für die Duske einfach mehrere Container zusammenlegt.
2,5 Millionen Euro hat er schon in das Projekt inves-tiert. Er hofft, dass sich „Frankie & Johnny“, wie Duske das Studentendorf nennt, über Crowdinvesting refinanzieren und realisieren lässt, bietet Anlegern, die von der Idee begeistert sind, ein partiarisches Darlehen mit 5,5 Prozent Festzins und 1,5 Prozent Gewinnbeteiligung.
Sollte das Projekt erfolgreich sein, denkt Duske durchaus daran, das Modell auf ganz Berlin zu übertragen. Immerhin produziert es qualitativen Wohnraum in zügiger Geschwindigkeit. Die Wohnungen sind innen in Trockenbauweise ausgebaut und thermisch wie schalltechnisch von der Außenhaut des Containers entkoppelt. Für gutes Raumklima sorgen Dauerlüftungs-elemente in den Fensterkonstruktionen, und ge-heizt wird mit Biogas aus dem Blockheizkraftwerk im Erdgeschosscontainer. Kurzum: Die Wohnungen entsprechen der deutschen Baunorm, alle Baumaterialien sind zertifiziert.
Antonia Hammermann wird in ihrem Stübchen also weder frieren, noch ins Schwitzen kommen. Und die Zeit, in der sie beim Verlassen ihrer Wohnung auf eine Baustelle blickt, wird schnell vorbei sein. Mit „Frankie“, „Johnny“ und „Nelly“ entstehen drei Container-Riegel, die die heutige Brachfläche an der Eichbuschallee in ein kommunikatives Dorf verwandeln. Über eines brauchen die Studenten sich allerdings keine Illusionen zu machen: die Mietpreise liegen schon heute auf metropolitanem Niveau: Ob im „Single“- oder „Triple“-Format bekommt man den Quadratmeter Neucontainer für satte 14 Euro warm.
André Franke