Gebäudetechnik ist ein komplexes Themenfeld. Das ist vielen Berufseinsteigern nicht bewusst. Darum hat der Verband der Gebäudetechnik eine Kampagne gestartet, die über interessante Berufsperspektiven informiert.
Was haben Klimaschutz, die Sixtinische Kapelle und ein zeitgemäßes Wohnhaus gemeinsam? „Eine moderne technische Gebäudeausrüstung“, bringt es Andreas Neyen auf den Punkt. „Damit täglich 2 000 Besucher Michelangelos Gewölbefresken betrachten können und die wertvollen Wandmalereien keinen Schaden nehmen, müssen zum Beispiel Temperatur und Luftfeuchtigkeit konstant gehalten werden.“
Aber nicht nur alte Kunstwerke stellen hohe Anforderungen für ihre Aufbewahrung. Wenn ein Gebäude den heutigen Standards gerecht werden soll, ist ein immer komplexer werdendes Know-how gefragt. „Den Lehrling nur mit Blaumann und Rohrzange gibt’s eigentlich kaum noch“, so Andreas Neyen, der ein Gebäudetechnikunternehmen leitet und Vorsitzender des Gesamtverbandes Gebäudetechnik e.V. ist. In dieser Funktion liegt ihm besonders der Nachwuchs am Herzen, der allerorts in technischen Lehrberufen und Studienrichtungen gesucht wird und auf den beste Entwicklungschancen warten. Eine eigens entwickelte Kampagne, an der sich bis jetzt rund 50 Unternehmen in Berlin und Brandenburg beteiligen, macht junge Leute nach dem Schulabschluss auf diese Ausbildungsmöglichkeiten rund um die Gebäudetechnik aufmerksam. Neyen ist davon überzeugt, mit interessanten Inhalten neue Köpfe für die Branche begeistern zu können.
Die beruflichen Themen können von großer Relevanz sein. „Wenn es CO2- oder Energieeinsparungen geben soll, sind es unsere Anlagenmechaniker, die letztendlich die Vorgaben effizient und ressourcenschonend umsetzen“, so Neyen. Die Berufe der technischen Gebäudeausrüstung, die vom Elektroinstallateur über den Anlagenmechaniker SHK, den Mechatroniker für Kältetechnik, den Elek-
troniker für Energie- und Gebäudetechnik und den technischen Zeichner bis hin zu verschiedenen Ingenieursberufen und Kaufleuten reichen, werden nicht unbedingt mit dem Thema Umweltschutz in Verbindung gebracht, so wie ein komfortables, hygienisch einwandfreies Klima in Arbeitsräumen, Krankenhäusern oder Laboren als selbstverständlich wahrgenommen wird und wertvolle Kulturgüter auch zukünftigen Generationen noch zur Verfügung stehen sollen. Wer weiß schon, dass ein öffentliches Gebäude mit diversen Medien ausfallsicher versorgt sein will, damit es im Gefahrenfall sicher evakuiert werden kann?
Diese Vielseitigkeit und auch Bedeutung für das tägliche Wohlgefühl von uns allen machen die Berufe der technischen Gebäudeausrüstung interessant und krisensicher. Denn gewohnt, gearbeitet und produziert wird immer. Ende März 2017 wird sogar der Tag der Gebäudetechnik ausgerufen, der die vorangegange-nen Maßnahmen der Kampagne abschließt. Zahlreiche Betriebe, Ingenieur- und Planungsbüros, Baustellen, Berufs- und Hochschulen öffnen an diesem Tag Tür und Tor, damit interessierte Jugendliche und Abiturienten in die Branche schnuppern können und sich im besten Fall für eine entsprechende Ausbildung oder ein Studium entscheiden. Auf einer Website werden alle Infos zur Kampagne und die Adressen der Teilnehmer gelistet, mithilfe einer Karte findet jeder Interessierte ein Unternehmen oder Ingenieurbüro in seiner Nachbarschaft. Die Ini-tiatoren bieten auch an, in Verbindung zu bleiben, mit Informationen zu versorgen. „Wobei ich als Einstieg in den Beruf immer ein Praktikum in einem unserer Betriebe und Unternehmen empfehle“, so Neyen. Insgesamt sind 13 Ausbildungsberufe etabliert, hinzu kommen Bachelor- und Master-studien-gänge. Es gibt das duale Studium, eine interessante und bewährte Kombination von Theorie und Praxis.
Aufstiegschancen bieten die Berufe allemal, die Branche steht blendend da: Umsatz, Wachstum, Beschäftigungsstabilität und Innovationen schneiden überdurchschnittlich gut ab, teilweise mit Spitzenwerten. „Ich habe mich vom Monteur bis zum Geschäftsführer eines Unternehmens entwickelt, habe dadurch viele interessante Stationen durchlaufen, von der ich keine einzige missen möchte“, sagt Andreas Neyen. Sein Unternehmen ST Gebäudetechnik aus Potsdam geht mit gutem Beispiel voran. Jedes Jahr werden Schülerpraktikanten, Studenten, Bacheloranden oder Quereinsteiger für die Berufe der technischen Gebäudeausrüstung in Praktika beschäftigt, und nicht wenige fangen Feuer und bleiben.
Annette Kraß
Information
Mit Beginn des neuen Schuljahres ist ein Wettbewerb ausgeschrieben, der sich an Schülerfirmen und -gruppen richtet. Die drei besten erhalten am Ende den „Gebäudetechnik-Preis“, der mit 1 000 bis 3 000 Euro dotiert ist, Infos unter:
VGT Gesamtverband Gebäudetechnik e.V.
Tel.: 030 / 7679 2910, www.vgt-az.de