Stadt der Kenner und Könner

In Berlin wurde noch nie so gut gekocht und noch nie so gut gegessen. Das eat! berlin Feinschmeckerfestival geht im Februar 2017 in die 6. Runde. Hans-Peter Wodarz im Gespräch mit Festivalleiter Bernhard Moser.

Foodfestivals sind ein weltweiter Trend und folgen meistens einem Schema: Auf einem angemieteten Areal stehen unzählige Foodtrucks mit den neuesten Essenstrends und -kreationen, es werden Zelte aufgestellt sowie Bänke und Tische und es wird Eintritt kassiert. Das eat! berlin ist zwar auch ein Festival, bei dem sich alles um Spitzenküche, Köche und Kulinarik dreht, aber eben keines auf der grünen Wiese. Das kam für Bernhard Moser nicht infrage: „Food klingt für mich immer wie Hundefutter. Ich mag dieses Wort nicht“, sagt der Initiator dieses ersten Feinschmeckerfestivals, mit dem er, wie er formuliert, „ein Zeichen gesetzt“ hat, nämlich, die Stadt als das zu präsentieren, was sie ist: eine Metropole, in der auch Feinschmecker ihren Platz haben. So erklärt Moser: „Das Berlinbild war mir immer zu einseitig. Klar sind wir eine junge Stadt, mit einer Startup-Szene, mit coolen Clubs und hippen Leuten. Doch Berlin ist noch viel mehr. Eine Stadt der Kenner und Könner. Wir haben so viele Hauben- und Sternerestaurants. In Berlin wurde noch nie so gut gekocht, noch nie so gut gegessen! Und dann so viele großartige Hotels: Es gibt das Adlon und ein Waldorf-Astoria, wir haben das Lafayette und das KaDeWe. Berlin ist eben nicht nur arm, es gibt auch ein stabiles Bürgertum und genug Raum für Luxus.“ Auch Mosers Weinschule, die er in einem 300 Jahre alten Ackerbürgerhaus betreibt, agiert im oberen Preissegment. 

Somit entwickelte er 2011 das eat! berlin Feinschmeckerfestival. Gestartet ist die Veranstaltung mit nur knapp 400 Festivalbesuchern, aber mittlerweile ist sie eines der beliebtesten Events in der Stadt geworden. Die letzte eat! berlin haben 7 000 Menschen besucht. Das Luxusmagazin „Traveller’s world“ wählte die Feinschmeckerwoche unter die zehn besten Festivals der Welt. Die Neue Zürcher Zeitung lobte den besonderen und kreativen Ansatz des Programms. 

Nach den Highlights für 2017 befragt, muss Moser überlegen. Seine Lieblingsveranstaltung ist in der „Komischen Oper“ geplant. Dort wird am 26. Februar das Märchen „Schneewittchen und die 77 Zwerge“ aufgeführt.

Eine fantastische Inszenierung mit einem grandiosen Bühnenbild, schwärmt der Opernfan. Wenn dann um 20 Uhr die Vorstellung vorbei ist, räumen die Bühnenarbeiter die Kulissen beiseite und stellen eine große Tafel auf. Und Sterneköchin Sonja Frühsammer wird für 14 Gäste ein märchenhaftes 7-Gänge-Menü kochen. Tatsächlich hat man beim Lesen des Programms den Eindruck, als stünden Moser alle Türen Berlins offen. Auf der „tour de cuisine“ ziehen acht Gäste vom „Hotel de Rome“ zur „Rutz Weinbar“, um danach im „Lorenz Adlon“ Halt zu machen. 

Zum Abschluss geht es ins „Einsunternull“. In allen Betrieben stehen die Küchenchefs Jörg Behrend, Marco Müller, Henrik Otto und Andreas Rieger persönlich bereit, um sich mit diesen acht Gästen zu unterhalten und parallel deren Gänge anzurichten. Auch Heinz Beck wird sich am 27. Februar in den Flieger setzen, um einen Abend lang im „Bosco Verde“ in Grunewald zu kochen. Der 3-Sternekoch ist der beste deutsche Koch im Ausland und zählt zu den besten Köchen der Welt.

Sternekoch Sascha Stemberg wird kommen und die Radioeins-Starmoderatoren Sven Oswald und Daniel Finger werden eine kulinarische Talkshow unter dem Titel „wild&gefährlich“ moderieren. Die beiden 2-Sterneköche Tim Raue und Sebastian Frank werden an diesem Abend kochen. Tim Raue wird auch einen ganzen Abend selbst bestreiten und in seinem Restaurant Tim Raue in Kreuzberg ein sizilianisches Menü kochen. Raue besitzt seit Kurzem ein Haus auf der italienischen Insel und ist Feuer und Flamme für diese Region. Raue ist mittlerweile mit Abstand Deutschlands international bekanntester Koch.

Ralf Bos ist Gastgeber auf dem wunderschönen Schiff „Arcona“ und wird dort Trüffel, Kaviar und Austern verkosten lassen, Topwinzer Wilhelm Weil macht eine Raritätenprobe im Restaurant Frühsammers und das Österreichische Luxushotel „Tannenhof“ von St. Anton am Arlberg reist extra mit dem 3-Haubenkoch James Baron an, um in der „Weinbar Schwein“ mit Küchenchef Christopher Kümper aufzukochen. Der Inhaber dieses Hotels, Axel Bach, wird auch anwesend sein und genau beäugen, was Kollege Moser so macht, schließlich ist der Hotelier der Gründer des Kulinarik & Kunst Festivals am Arlberg. 

Auch das Küchenstudio im Olympiastadion ist als Location wieder dabei. Bekanntlich hegen die Berliner eine gewisse Distanz zum Karneval. Doch nicht zu dem aus Rio, dem einzig wahren. Da können die nervigen Büttenreden einfach nicht mithalten. Unter dem Titel „Karneval aus Rio“ werde ich am Karnevals-Sonntag mit meinem Palazzo-Partner Kolja Kleeberg und dem Team des Premium Caterers „Seven Days“ brasilianische Top-Küche präsentieren. Mit Musik, Tanz und Artistik aus Brasilien. Mitkochender Stargast ist der ehemalige brasilianische Hertha-Spieler Marcelinho. Für die ausgewählten Getränke und die prachtvollen Cocktails wird Andreas Lanninger mit seinen attraktiven Barkeeperinnen aus dem „Lanni S 52“ sorgen. 

Mit Spannung wird wie jedes Jahr erwartet, wer „Genussvolles Kino“ in der Astor Filmlounge bekocht. Diesmal hat Sebastian Frank die Ehre. Er selbst erwartet an einem weiteren Abend den Aromenflüsterer Heiko Antoniewicz, ein absoluter Star in der Branche. 

Freunde des Bodenständigen finden in „Mampes Neuer Heimat“ das Paradies auf Erden. In einem schönen Backsteinbau Am Tempelhofer Berg 6, wird am 3.3. für 44 Menschen zum Preis von 111 Euro Alexander Koppe
(1 Stern) aus der SkyKitchen im Andel’s ein 3-Gänge-Menü kochen, hochprozentige Überraschungen sind inklusive. Dass es sich bei dem Termin um Schnapszahlen handelt, liegt auf der Hand. Mampe ist mit 160 Jahren die älteste noch existierende Schnapsmarke, jetzt wieder mit eigener Brennerei. 

Zum reinen Durststillen, Nachspülen, Erquicken wird bei allen Veranstaltungen des Feinschmeckerfestivals statt Mineralwasser Berliner Trinkwasser serviert! Ob mit oder ohne Kohlensäure,  die Berliner Wasserbetriebe als einer der Sponsoren haben eigens dafür traditionelle 1-Liter Glasflaschen bereitgestellt. Die eat! berlin Gala findet in diesem Jahr im Waldorf-Astoria statt. Teil des Programms ist die erstmalige Verleihung des Wolfram-Siebeck-Preises für Genusskommunikation. Diesen Preis entwickelte Moser in enger Absprache mit Barbara Siebeck, der Witwe des verstorbenen Autors und Kolumnisten. Eat!Berlin ist Lebensfreude pur. In Berlin, mit Berlin, für Berlin.     

Hans-Peter Wodarz

 

Termine 

24. Februar – 5. März 2017
Informationen und Tickets unter:
www.eat-berlin.de
Kulinarik und Kunst
19. August bis 10. September 2017 
www.kulinarikkunst.org

 

06 - Winter 2016