Nach dem ständigen Hin und Her um das Berliner Freiheits- und Einheitsdenkmal „Bürger in Bewegung“ steht jetzt die letzte Entscheidung bevor. Vor Kurzem erklärte sich der Regierende Bürgermeister Michael Müller für den Bau des Denkmals, jetzt müssen nur noch im Bundestag die beiden Regierungsfraktionen grünes Licht geben. Denn im Herbst 2019 soll die feierliche Einweihung anlässlich des 30-jährigen Jubiläums der Friedlichen Revolution und des Mauerfalls auf der Berliner Schlossfreiheit – gegenüber vom Humboldtforum – stattfinden.
Der Berliner Regisseur und Kulturmanager Günter Jeschonnek, als einstiger Oppositioneller 1987 mit seiner Familie aus Ost-Berlin ausgebürgert, begründete die bevorstehende Entscheidung für das Denkmal „als Sieg der parlamentarischen Demokratie und der sachlichen Argumente“.
Von Günter Jeschonnek
Es wird höchste Zeit, dass nach den vielen Debatten seit 1998 und den eindeutigen Beschlüssen im Deutschen Bundestag von 2007 und 2008 an die glücklichsten Momente deutscher Geschichte – die Friedliche Revolution von 1989 und die nachfolgende Wiedervereinigung von 1990 – mit diesem sichtbaren Zeichen inmitten der Hauptstadt erinnert wird. Ja, ich gehöre zu denen, die von der Idee des baureifen Siegerentwurfs „Bürger in Bewegung“ völlig überzeugt sind. Und das höre ich auch immer wieder gerade von jungen Leuten und internationalen Gästen Berlins.
Die Architekten „Milla & Partner“ gewannen den offenen und international ausgeschriebenen Wettbewerb mit 920 Einreichungen. Trotz einer Baugenehmigung und der Umsetzung aller technischen Parameter wurden die Stuttgarter aber immer wieder von der Politik hingehalten und von den Feuilletons mit Fake-News diskreditiert. Mit einem Offenen Brief und guten Argumenten überzeugten Wolfgang Thierse, Günter Nooke, Florian Mausbach und ich schließlich die Parlamentarier und ursprünglichen Gegner des Denkmals.
An das vierzigjährige Leid eines durch Mauer und Stacheldraht getrennten Volkes erinnern andere herausragende Orte in Berlin, aber wo gibt es ein unübersehbares Symbol für die friedliche Eroberung von Freiheit und Demokratie? Und wenn ich mich daran erinnere, mit welcher Euphorie und Tränen des Glücks sich nicht nur die Deutschen im November 1989 in den Armen lagen, dann kann man sich doch nur freuen, wenn dieses Kunstwerk auf der Berliner Schlossfreiheit errichtet wird und Gäste aus der ganzen Welt zur Inbesitznahme einlädt. Die ästhetisch zeitlose und leicht geschwungene Stahlschale, die mit Messing beschichtet und als kinetisches Denkmal einmalig ist, lädt zur Erinnerung, Interaktion und Verständigung von bis zu 1 400 Menschen ein. Je nachdem, wie sich die Besucher des Denkmals einigen, kann sich die Schale wie eine Waage langsam senken und heben, den Horizont erweitern und Gefühle von Gemeinsamkeit und Freude auslösen. Erst dadurch wird das Denkmal vollendet und zu einer neuen Attraktion für Berlin werden.
Günter Jeschonnek berät in kulturpolitischen Fragen. Demnächst erscheint sein Buch „Darstellende Künste im öffentlichen Raum“