Architektur aus aller Welt

Niamey 2000, Niger, 2016. Architects: Mariam Issoufou Kamara, Atelier Masōmī. Kamera: Tapio Snellman
„A Lot With Little“ eine Filminstallation

Migration und Bevölkerungswachstum haben den Wohnungsbau zu einem wichtigen globalen Thema gemacht, auch weil die Nachfrage nach der Nähe zu Arbeitsplätzen und einer stabilen Infrastruktur gestiegen ist. Dies ist jedoch in finanzieller und ökologischer Hinsicht mit Kosten verbunden, insbesondere in Regionen, in denen die Ressourcen knapp sind und ungünstige klimatische Bedingungen die Herausforderungen für Architekt:innen noch verschärfen. Die ausgewählten Projekte bieten sensible und innovative Lösungen, die soziale und private Bedürfnisse berücksichtigen und gleichzeitig den lokalen wirtschaftlichen, sozialen, kulturellen und klimatischen Bedingungen Rechnung tragen. Auch zeigen die Entwürfe Ansätze als mögliche Antwort auf die drängende Wohnungsnot.

Niamey 2000 
von Atelier Masōmī Ort: Niamey, Niger Fertigstellung: 2016 Fläche: 1.700m²

Niamey – die Hauptstadt des Niger – hat über eine Million Einwohner. Immobilien in den älteren, wohlhabenden Vierteln sind seit jeher unerschwinglich, so dass die Bevölkerung mit niedrigem bis mittlerem Einkommen gezwungen ist, bezahlbaren Wohnraum außerhalb des Stadtzentrums zu suchen. Über eine Erhöhung der Dichte schlägt „Niamey 2000“ ein neues Modell für den städtischen Wohnungsbau vor. Es orientiert sich an den vorkolonialen Städten der Region, die seinerzeit dichte städtische Zentren aufwiesen. Wie seine Vorgänger bietet „Niamey 2000“ seinen Bewohnern Privatsphäre, aber es strebt auch danach, mehr als nur den Bedarf an angemessenem Wohnraum zu decken. So nimmt es eine klare Position bei der Materialwahl ein, indem es Lehmmauerwerk und passive Kühltechniken zum Schutz vor den hohen Temperaturen im Niger verwendet. Der zeitgemäße Entwurf führt lokale Ressourcen wieder ein und bietet erschwingliche Wohnungen für eine breitere Schicht der wachsenden Stadtbevölkerung. Da Niamey weiterwächst, sind mehrere große Wohnbauprojekte in Planung. Gut geplante Projekte, bei denen vorhandenes Know-how und lokale Produktionsmethoden zum Einsatz kommen, könnten einen wertvollen Präzedenzfall für die Zukunft der Stadt schaffen.

85 Social Dwelling Units in Cornellà
von Peris + Toral Ort: Barcelona, Spanien Fertigstellung: 2021 Fläche: 12.815m²

Das neue Gebäude in Cornellà de Llobregat nimmt einen ganzen Häuserblock ein und umfasst 85 erschwingliche Wohnungen, die sich auf fünf Stockwerke verteilen. Der größte Teil der Konstruktion besteht aus Holz aus dem Baskenland, was eine bessere Bauqualität sowie eine erhebliche Reduzierung der Bauzeiten und der CO2-Emissionen ermöglicht. Die Grundidee dieses neuen Wohngebäudes ist eine Matrix miteinander verbundener Räume, wodurch Korridore vermieden werden, und der Grundriss optimiert wird. Das Projekt ist um einen Hof herum organisiert, der eine Abfolge von Zwischenräumen ausformuliert und als kleiner Platz für die Gemeinschaft dient. Im Erdgeschoss öffnet sich eine Veranda zur Stadt hin und vermittelt zwischen privatem Hof und öffentlichem Raum. Eine Terrasse im äußeren Ring vervollständigt die räumliche Abfolge und bietet freie Sicht und frische Luft.

Iturbide Studio
von Taller de Arquitectura Mauricio Rocha + Gabriela Carrillo Ort: Mexico City Fertigstellung: 2016

Der Architekt Mauricio Rocha wurde von der Fotografin Graciela Iturbide mit dem Entwurf ihres Studios auf einem kompakten Grundstück von 7 x 14 m im Barrio Niño Jesús, einem dicht besiedelten, erdbebengefährdeten Viertel von Mexiko-Stadt, beauftragt. Trotz seines soliden Erscheinungsbildes zur Straße hin verbirgt das dreistöckige Gebäude geschickt vordere und hintere Innenhöfe, die von einer kunstvoll gefertigten Backsteinmauer umgeben sind. Im Inneren überbrücken Holz- und Betonplatten den Raum und verbinden ihn durch große Schiebefenster mit den Innenhöfen. Dienende Räume, Verkehrsflächen und ein großes Bücherregal sind in einem vertikalen Element zusammengefasst, das nahtlos in die umgebende Backsteinmauer übergeht. Das sorgfältig detaillierte Mauerwerk schirmt Licht und Luft ab und schafft so einen intimen Rückzugsraum inmitten der Lebendigkeit dieses Viertels.

Rot Ellen Berg
von Architecten Jan de Vylder Inge Vinck (AJDVIV) Ort: Oudenaarde, Belgien Fertigstellung: 2011 Fläche: 182m²

Dieses traditionelle alte Haus am Fuße des Koppenbergs wurde von einem jungen Paar erworben, um es vor dem Verfall zu retten. Die räumliche Umgestaltung, die Auswahl ungewöhnlicher Materialien und das Konzept des Selbstbaus ermöglichten es, die gewünschten Ergebnisse mit einem begrenzten Budget zu erzielen. Die Fußböden bestehen aus Schalungstafeln. In der Mitte des Wohnbereichs wurde ein großer Kachelofen aufgestellt, der nicht nur der Beheizung dient, sondern auch eine Hommage an das ursprüngliche Haus darstellt. Die Luftschicht zwischen der alten Backsteinfassade und der neuen Glasfassade im Inneren des Hauses sorgt für eine sehr gute Dämmwirkung. Die vorhandenen Fensteröffnungen blieben unangetastet, woraus eine spielerische Lichtführung resultiert. Das Ergebnis ist eine Art Wintergewächshaus in einem Sommerhaus: Im Winter leben die Bewohner:innen in kleineren Räumen mit weitem Ausblick, und im Sommer weitet sich das Haus durch das Öffnen der Glasschiebetüren auf. In jeder Jahreszeit bleiben hingegen Sichtbarkeit, Intimität und Licht die prägenden Merkmale.

Abu House
von Solano Benitez mit Gabinete de Arquitectura, heute Jopoi de Arquitectura Ort: Asunción, Paraguay Fertigstellung: 2006 Fläche: 730m²

Die Aufgabe war es, ein Haus zu schaffen, in dem eine Mutter und ihre große Familie am Wochenende zusammenkommen können. Das Herzstück des Hauses ist ein offenes Erdgeschoss, das einen großzügigen Raum für größere oder kleinere Zusammenkünfte bietet. Im vorderen und hinteren Bereich lassen sich Sperrholzverkleidungen nach außen klappen, wodurch ein großer schattiger Raum entsteht, in dem frische Luft zirkulieren kann. Die privaten Bereiche befinden sich auf den Ebenen darüber und darunter. Von den Ziegeln bis zu den Glastüren wurden wiederverwendete Materialien eingesetzt. Keramikziegel, das billigste Baumaterial in Paraguay, wird bis an die Grenzen seiner Möglichkeiten ausgereizt, um Böden, Wände, Decken und andere Konstruktionselemente zu schaffen. Große Türen sind an Glas-Metallrahmen befestigt.

Khudi Bari for climate refugees
von Marina Tabassum Architects (MTA) mit FACE Ort: verschiedene Standorte, Bangladesch Fertigstellung: seit 2018 fortlaufend Fläche: ca. 12 m2

Seit 2018 führt MTA umfangreiche Untersuchungen durch, um Wohnungen für eine landlose, nichtsesshafte Bevölkerung bereitzustellen. Um sich auf die beschleunigten Veränderungen in der Natur vorzubereiten und klimagerechte Unterkünfte bereitzustellen, hat MTA langlebige und kostengünstige modulare Häuser entworfen, die schnell und mit minimalem Arbeitsaufwand auf- und wieder abgebaut werden können. Die modulare mobile Hauseinheit verwendet lokale Materialien, nutzt aber die Vorteile einer starren Rahmenkonstruktion. Die Architektur bezieht sich auf die traditionelle Architektursprache des bengalischen Deltas, so dass sie als kulturell angemessene Form akzeptiert wird. Die MTA hat es „Khudi Bari“ genannt – was so viel wie „kleines Haus“ bedeutet. Die Grundstruktur hat eine Fläche von 11,90 m², wobei die optimierte Nutzfläche auf zwei Ebenen angeboten wird. Das Obergeschoss ist auf einer Höhe von 1,83 m angeordnet, so dass die Bewohner:innen im Falle einer Überflutung auf der oberen Ebene leben können, bis der Wasserstand wieder zurückgeht.

Paper Concert Hall
von Shigeru Ban Architects mit Voluntary Architects’ Network Ort: L’Aquila, Italien Fertigstellung: 2010 Fläche: 700 m²

Im April 2009 wurde die mittelalterliche Stadt L'Aquila von einem verheerenden Erdbeben heimgesucht, das umfangreiche Schäden verursachte, deren Wiederaufbau und Beseitigung Jahre dauern sollte. L'Aquila ist als „Stadt der Musik“ bekannt, aber das Nationale Konservatorium wurde zerstört. Als Ersatz wurde die Paper Concert Hall gebaut, um den Wiederaufbau der Stadt zu unterstützen und die musikalischen Aktivitäten so schnell wie möglich wieder aufzunehmen. Ziel war es, eine Struktur zu bauen, die langlebig und einfach zu montieren ist, während die Kosten auf ein Minimum reduziert werden sollten. Unübliche Lösungen trugen zu einer optimalen Akustik bei. Das Auditorium mit einer Fläche von über siebenhundert Quadratmetern besteht aus Papierrohrtrommeln, die aus Druckpapierrollen recycelt wurden, sowie aus Tonsäcken, Stahl und Beton. Der temporäre Konzertsaal mit einer Kapazität von 230 Plätzen ist eine dauerhafte Konstruktion, die abgebaut und an anderer Stelle wieder aufgebaut werden kann.

Startup Lions Campus
von Kéré architecture Ort: Turkana County, Kenia Fertigstellung: 2021 Fläche: 1.416 m²

Der Startup Lions Campus ist ein Campus für Informations- und Kommunikationstechnologie (ICT) am Ufer des Turkana-Sees in Kenia. Das Projekt ist eine Antwort auf die dringenden Herausforderungen der Jugendarbeitslosigkeit in der Region, indem es hochqualifizierte Ausbildungen und Zugang zu internationalen Arbeitsmöglichkeiten bietet. Damit soll es jungen Unternehmen ermöglicht werden, beruflich erfolgreich zu sein, ohne ihren Heimatort verlassen zu müssen. Das Projekt bezieht sich auf die einzigartige Morphologie und natürliche Schönheit des Ortes. Das auf zwei Ebenen errichtete Gebäude verfügt über ausgedehnte Dachterrassen mit weitem Blick über den Turkana-See. Diese Terrassen, die von einer üppigen Vegetation beschattet werden, bilden angenehme Begegnungsräume im Freien. Der Campus ist aus verputztem lokalem Bruchstein gebaut und orientiert sich an den hoch aufragenden Hügeln, die von den Termitenkolonien der Region errichtet wurden. Hohe Belüftungstürme erzeugen einen Kamineffekt, der die Hauptarbeitsräume auf natürliche Weise kühlt, indem er die warme Luft nach oben ableitet, während Frischluft durch spezielle, niedrig gelegene Öffnungen zugeführt wird. Während des gesamten Entscheidungsfindungsprozesses war die Zusammenarbeit mit der örtlichen Gemeinschaft von zentraler Bedeutung, um deren Erfahrung und Fachwissen einfließen zu lassen.

Museo Anahuacalli
von Taller de Arquitectura Mauricio Rocha Ort: Mexico City Fertigstellung: 2021 Fläche: 1.269 m²

In den 1940er Jahren träumte Diego Rivera davon, in Mexiko-Stadt eine Stadt der Künste zu errichten, eingebettet in eine Landschaft aus Vulkangestein und einheimischer Vegetation. In Zusammenarbeit mit seiner Tochter Ruth Rivera und mit Juan O'Gorman schuf Rivera das Anahuacalli-Museum, um sowohl sein Atelier als auch seine berühmte Sammlung prähispanischer Kunstwerke unterzubringen. Von Anfang an bot das Museum neben Ausstellungen auch Workshops für bildende Kunst und Mathematik an. Kürzlich wollte das Museum in das angrenzende Naturschutzgebiet expandieren – und Mauricio Rocha erhielt den Zuschlag für das Projekt. Das neue Gebäude ist mit den Bestandsgebäuden verbunden und bildet eine Reihe von Innenhöfen aus, die mit einem Platz verbunden sind. Es wurden neue Werkstätten und Bildungseinrichtungen sowie ein Tanzsaal geschaffen, der auch als Mehrzweck-Konferenzraum und Konzertsaal dient. Hier sind Riveras prähispanische Werke nun erstmals öffentlich ausgestellt. Der umgestaltete Komplex bietet nun zusätzliche Einrichtungen für die örtliche Gemeinschaft. Und obwohl er immer noch mit dem städtischen Raum verbunden ist, ist die umgebende Landschaft nun ein wichtiger Teil des Besuchserlebnisses.

Rural Schools in the Peruvian Amazon

von Marta Maccaglia, Semillas Ort: diverse Standorte in Pangoa, Peru Jerusalén de Miñaro Fertigstellung: 2017 Fläche: 1.269 m², Unión Alto Sanibeni Fertigstellung: 2019 Fläche: 1.200 m²

Der zentrale Dschungel Perus, in dem zahlreiche indigene Gemeinschaften leben, ist ein riesiges Naturreservat, aber auch eine verarmte, unzugängliche Region mit wenig Infrastruktur. Die wenigen Schulen in dem Gebiet waren in einem sehr schlechten Zustand und lagen unter einem für die Bildung von Kindern erforderlichen Grundstandard. Im Jahr 2013 begann Semillas mit der Arbeit in dem Gebiet und entwickelte kooperative Methoden, bei denen Eltern, Kinder und andere Gemeinschaftsmitglieder in den Planungs- und Bauprozess einbezogen wurden. Seitdem haben sie neun Schulen gebaut, weitere sind in Planung. Hier zeigen wir zwei – Jerusalén de Miñaro und Unión Alto Sanibeni. Eine Reihe von partizipativen Workshops bildet die Grundlage für den Wissens- und Erfahrungsaustausch, der die Projekte prägt. Ein bioklimatischer Entwurf unter Verwendung lokaler Ressourcen sorgt für thermischen Komfort. Flexibel nutzbare Räume regen die Kinder zum kreativen und freien Spielen an. Kantinenbereiche und überdachte Innenhöfe werden auch für Gemeindeversammlungen, Sport- und andere Veranstaltungen genutzt. Die Schulen bieten nun nicht nur eine Reihe hochwertiger Bildungsräume, sondern dienen auch als wichtiger sozialer Katalysator, der Möglichkeiten für die gesamte Gemeinschaft schafft. Semillas ist bestrebt, die Schulen auf der Grundlage lokaler territorialer und ethnografischer Kenntnisse zu entwerfen. Dieser Ansatz kommt nicht nur den lokalen Gemeinschaften zugute, sondern hat auch Einfluss auf die neuen Bildungsvorschriften in Peru, die eine Abkehr von einem standardisierten Modell vorsehen, das bisher in staatlichen Schulen im ganzen Land angewandt wurde.

Nantes School of Architecture
von Lacaton & Vassal Ort: Nantes, Frankreich Fertigstellung: 2009 Fläche: 26.837 m²

Diese Architekturschule befindet sich im neuen Viertel Beaulieu-Insel, entlang der Loire, mit einem wunderschönen Blick auf das Zentrum von Nantes. Mit dem Bau eines Gebäudes mit einer so großen Fläche wurde eine Vielzahl von Nutzungsmöglichkeiten sowohl für die Schule als auch für die Stadt selbst geschaffen. Drei Decks, die über eine sanft abfallende Außenrampe erschlossen werden, bringen die Oberfläche der Stadt schrittweise mit dem Himmel darüber in Berührung. Eine leichte Stahlkonstruktion teilt die Ebenen voneinander ab und bietet Platz für das aktuelle akademische Programm sowie ein flexibles System für zukünftige Erweiterungen. Großzügige, doppelt geschosshohe Räume mit unspezifischen Funktionen haben transparente Fassaden, die die Sonneneinstrahlung nutzen und für angenehme Innentemperaturen sorgen. Ein Gefühl der Freiheit durchdringt das Gebäude und schafft eine offene und einladende Atmosphäre.

Faculty of Architecture, Design and Art (FADA)
von Solano Benitez mit Gabinete de Arquitectura, heute Jopoi de Arquitectura Ort: Asunción, Paraguay Fertigstellung: im Bau Fläche: 2.400 m²

Die Fakultät für Architektur, Design und Kunst (FADA) – Teil der Nationalen Universität von Asunción – war ursprünglich für „Raum- und Bewegungswissenschaften“ vorgesehen, doch nach der Hälfte der Bauzeit änderten sich die Projektanforderungen. Der neue Auftrag lautete, die Unterrichtsräume der FADA unterzubringen, und es wurde fast die doppelte Fläche benötigt. Das Budget wurde jedoch nur um 20 % erhöht, was effektiv eine Kürzung um 40 % bedeutete. Daher wurden bei dem halbfertigen Projekt die Verkehrsflächen nach außen verlegt und die dadurch gewonnenen Terrassenflächen für neue Klassenräume genutzt. Zudem wurde das Budget gestreckt, um das neue Programm zu erfüllen. Durch die leichtere Bauweise waren keine zusätzlichen Fundamente oder Verstärkungen erforderlich. Benitez reizt das Potenzial von Materialien bis zu ihrer maximalen Leistungsfähigkeit aus. Die handwerklich vorgefertigten dreieckigen Fassadenmodule aus einfachen Ziegeln und Mörtel wirken wie eine Art Sonnenschirm – unerlässlich in einem Land, in dem die Temperaturen bis zu 50°C

Teletón, Children’s Rehabilitation Centre
von Solano Benitez mit Gabinete de Arquitectura, heute Jopoi de Arquitectura Ort: Asunción, Paraguay Fertigstellung: 2010 Fläche: 9.680 m²

Die gemeinnützige Einrichtung widmet sich der Rehabilitation von Jugendlichen mit Behinderungen und wurde 2008 nach dem innovativen Entwurf von Solano Benitez umgestaltet. Drei Jahrzehnte lang vernachlässigt und unterfinanziert, beherbergt das Zentrum nun Klassenzimmer, Sporthallen, Schwimmbäder und Verwaltungsbüros. Benitez verfolgte einen experimentellen Entwurfsansatz, bei dem er wiederverwendete Materialien einsetzt. Dreieckige Module aus wiederverwerteten Ziegeln bilden gewölbte Strukturen im Garten, die gedämpftes Licht und spielerische Schatten werfen. Auch im Bereich des Therapiebeckens werden wiederverwendete Materialien kreativ eingesetzt: Eine origami-ähnlich gefaltete Ziegelwand und eine Wand aus gehärtetem Glas bieten Ausblicke in den Garten. Drei umgedrehte Pyramiden verbergen die Wassertanks, die von einem artesischen Brunnen nach dem Prinzip der kommunizierenden Röhren gespeist werden, so dass keine Pumpen erforderlich sind. An der südöstlichen Ecke des Geländes wurde ein baufälliges Gebäude für Verwaltungsräume umgenutzt. Interne Trennwände wurden entfernt, so dass ein offener, dreigeschossiger Arbeitsraum entstand. Auf einer Seite verbindet ein elegant gekrümmter Korridor eine Reihe von Zellenbüros und bildet so ein Distinktionsmerkmal aus. Die Sitzbereiche selbst haben eine skurrile Anmutung mit Plattformen auf Rollen, die gebrauchte Plastikstühle tragen, deren Beine auf verschiedene Längen abgeschnitten sind, wodurch spielerische, bewegliche Arrangements entstehen. Dieses renovierte Zentrum ist ein Zeugnis für einfallsreiche architektonische Lösungen und Materialverwendungen.

Deutsches Architektur Zentrum DAZ
Wilhelmine-Gemberg-Weg 6 2. Hof, Eingang H1, 10179 Berlin-Mitte

A LOT WITH LITTLE ist bis 19. Mai 2024, Fr−So 15−19 Uhr, im DAZ zu sehen, der Eintritt ist frei. 

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