Der Trost der Torten

Von Kennern als Geheimtipp gehandelt
Café Kredenz

Dass ein bewegter Lebensweg zu diesem Ort geführt hat, sieht man dem Café Kredenz an einer entlegenen Ecke der Kantstraße in Charlottenburg nicht an. Kleine Tischchen, verspielte Lämpchen und allerlei zierliche Dekoration erinnern in dem kleinen Lokal an ein undefiniertes Früher, in dem womöglich alles einmal besser gewesen sein könnte – ein ganz klein wenig auch an ein zeitloses Kaffeehaus, wie man es vielleicht aus Wien kennt. Die Kuchen wiederum stammen scheinbar direkt aus einem Paradies, in dem mit echter Butter, wahren Eiern und richtiger Sahne gewerkelt wird. Die Walnusstorte hat einen tief nussigen Geschmack, der durch eine zarte Fruchtnote komplettiert wird. Die Cremefüllung der Napoleonschnitte ist dicht und sahnig. Das kompakte Karamelltörtchen bleibt mit seiner salzig akzentuierten Kondensmilchfülle lange präsent. Gebacken wird alles von einer kleinen Bäckerei in Stettin und hier liegt die Verbindung zur durchaus bewegten Geschichte der Betreiberin Maria Bojarzynska. Diese, einst aus Polen kommend, reiste noch zu Zeiten des Kalten Krieges mit ihrem Mann nach Wien zu einer Familienfeier und beschloss dort mit ihm, im Westen zu bleiben. Als einziges bot sich West-Berlin zur Einreise an, und so kam sie als Unternehmerin nach Charlottenburg. Den Wunsch, ein Café zu eröffnen, hatte sie schon lange und 2009 entstand das so zeitlos wirkende Café Kredenz, das von Kennern als Geheimtipp gehandelt wird – und dessen Kuchenstücke so köstlich sind, dass sie einem immer irgendwie zu klein erscheinen.

Café Kredenz, Kantstraße 81, Charlottenburg

Tel. 030/327 042 95, www.kredenz-cafe.de,
geöffnet: Mo – Sa 11 bis 18 Uhr,
So 12 bis 18 Uhr.
Kuchenstück ab 3,90 Euro

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